Frei nach einem handschriftlichen Eintrag des Komponisten Peter Tschaikowsky (1840 - 1893) in der Partitur von "Schwanensee" nennt Stephan Thoss seine Fassung des Ballettklassikers "Zwischen Mitternacht und Morgen: Schwanensee". Der Wiesbadener Ballettchef, zum vierten Mal zu Gast im Theater Heilbronn, macht im Titel deutlich: Das Stück ist keine Re-Konstruktion, sondern eine Re-Interpretation, die das Märchen in eine psychologisch deutbare Gegenwart holt. Sehr zum Vergnügen des Publikums, selbst jenem, das sich der Tradition zugetan fühlt, denn Thoss schafft, was nur wenig zeitgenössischen Choreografen gelingt: Er spinnt Handlungsstränge, die er konsequent verfolgt, zugleich illustriert er nicht Handlung, sondern lässt selbst virtuoseste Bewegungen aus einfachen Begegnungen entstehen.
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