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Fulda. Der finanzielle Druck auf Kulturschaffende wächst. "Wenn die Anzahl der Museen weiter steigt, gibt es nicht genug Geld", sagt die Leiterin des Museums Kinder-Akademie Fulda, Gabriele König.
Frau König, was können Kinder und Jugendliche im Museum lernen, was sie vom Fernsehen oder Internet nicht lernen?
Gabriele König: Museen eröffnen Kindern objekthafte Welten. Wenn sich Kinder an der Vitrine die Nasen platt drücken und so Originale für sich entdecken, weckt das Neugierde, was es mit den Dingen auf sich hat.
Es gibt doch aber auch gute Web-Angebote, oder?
König: In guten Museen gibt es Vermittler, die anhand der Objekte Geschichten erzählen. Mit dem Web und TV kann man nicht wirklich gut in Interaktion treten. Museen können individuell auf die Besucher und auf deren Bedürfnisse eingehen.
Gibt es genug Geld für solche qualitativen Angebote?
König: Wenn die Anzahl der Museen weiter steigt, gibt es nicht genug Geld. Es gibt einen Sättigungsgrad im Museumswesen. Deutschland ist eines der Länder mit den meisten Museen weltweit. Museen leben vom Wandel, und dieser Wandel muss finanziert werden, sonst bleiben Museen nicht aktuell.
Wird es schwieriger, Geldgeber zu begeistern?
König: Es wird schwerer, weil die Anzahl der Antragsteller wächst. Viele Jahre waren staatliche und städtische Museen vollfinanziert. Heutzutage bewegen auch sie sich auf dem Markt der Geldeinsammler. Je mehr dort unterwegs sind, desto schwieriger. Viele Geldgeber engagieren sich lieber in Kulturmetropolen als im ländlichen Raum.
Wie kann man Geldgeber am besten für seine Pläne begeistern?
König: Dass Wichtigste ist Sympathie und Vertrauen. Dazu ist ein persönlicher Kontakt nahezu unerlässlich.
Mit wem kommen Kinder ins Museum?
König: Kinder kommen nicht allein ins Museum. Sie kommen mit Schulklassen oder mit der Familie. Beide Gruppen gilt es individuell anzusprechen. Nicht nur die Kinder sollen sich wohlfühlen, auch die Erwachsenen müssen einen Mehrwert für sich entdecken. Die Herausforderung ist, Menschen zwischen sechs und 80 Jahren zu begeistern.
Wie wichtig ist es, Eltern zu überzeugen?
König: Wir haben heute in Teilen eine extrem bildungsbewusste Elternschaft. Neugierige Eltern wollen etwas erfahren. Wenn sich Eltern und Kind wohlfühlen und neue Welten entdecken, ist es ein Erfolgsrezept. Dieser Eindruck wird weitererzählt. Die beste Werbung ist die Mund-zu-Mund-Propaganda.
Wird in der Museumslandschaft genug für Kinder angeboten?
König: Es ist eine gute Entwicklung, dass sich die traditionellen Museen den Kindern zuwenden. Lange Zeit waren Museen überwiegend sammlungsorientiert, seit einigen Jahren öffnen sie sich zugunsten größerer Besucherorientierung. Auch in traditionellen Museen ist die Botschaft angekommen: Kulturelle Bildung von Kindern und Jugendlichen ist eines der wichtigsten Themen.