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298 Menschen sind bei dem mutmaßlichen Abschuss der MH 017 der Malaysia Airlines ums Leben gekommen. Darunter 189 Niederländer, vier Deutsche sowie zahlreiche Anti-Aids-Aktivisten.
In der Abflughalle 3 am Amsterdamer Flughafen Schiphol liegen Blumen und Briefe. Von hier aus war am Donnerstag um 12:15 Uhr die Boeing von Malaysia Airlines gestartet. Ziel Kuala Lumpur. Nur wenige Stunden später stürzte die Maschine über der Ostukraine ab. Die Menschen in dem Land trauern um Freunde, Nachbarn, Kollegen oder Mitschüler. Entsetzt reagierten Kollegen auf den Tod des international renommierten Aids-Forschers Joep Lange (49). Er wollte mit seiner Partnerin an der Welt-Aids-Konferenz in Melbourne teilnehmen. Auch die niederländische Politik trauert. Der sozialdemokratische Abgeordnete Willem Witteveen und seine Familie starben. Fassungslosigkeit herrscht ebenfalls am Zielort des Unglücksflugs in Kuala Lumpur. Unter den Opfern befinden sich 44 Menschen aus Malaysia. Und auch Deutschland ist betroffen: Vier Deutsche starben, darunter eine Frau aus Nordrhein-Westfalen, eine andere aus dem Rheinland.
Die europäische Organisation für die Luftverkehrskontrolle, Eurocontrol, in Brüssel teilte mit, dass nach dem mutmaßlichen Abschuss der Luftraum über der Ostukraine gesperrt worden ist. Die Fluggesellschaft Malaysia Airlines ist im Übrigen in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal von einer Tragödie betroffen. Ähnlich wie bei der jetzt über der Ostukraine vermutlich abgeschossenen Passagiermaschine brach auch bei Flug MH370 plötzlich der Kontakt ab. Die Boeing 777-200 mit 227 Passagieren - zwei Drittel Chinesen - und zwölf Besatzungsmitgliedern verschwand auf ihrem Flug von Kuala Lumpur nach Peking spurlos. Was genau am 8. März geschah, ist bis heute ungeklärt.
Aufgezeichnete Gespräche
Am Absturzort Grabowo nahe der von prorussischen Separatisten kontrollierten Stadt Donezk hantieren Separatisten und Anwohner der ländlichen Region mit Trümmerteilen der abgestürzten malaysischen Passagiermaschine des Flugs MH 017, die Aufschluss geben könnten über die Ursache dieser bisher größten Tragödie in dem seit April andauernden blutigen Konflikt.
Schon kurz nach dem Absturz am Donnerstag verschickten staatliche Stellen vom ukrainischen Geheimdienst SBU aufgezeichnete Gespräche, die bestätigen sollen, dass "Terroristen" die Maschine vom Himmel geholt hätten. Die Protokolle gibt es in mehrere Sprachen übersetzt - auch in Deutsch. Als viele noch in ungläubiger Schockstarre sind über den Tod vieler Ausländer, spult die Führung ein ungewohnt professionelles und rasches Programm ab, um Kiews Sicht auf den Fall zu verbreiten. In die Hände spielt der Flugzeugabsturz vor allem dem Teil in der ukrainischen Führung, der eine härtere Gangart samt Kriegsrecht und westlicher Militärhilfe fordert.
Glücksfall am Rande: Der niederländische Radsport-Profi Maarten de Jonge ist nach eigenen Angaben nur durch Zufall beiden Unglücksflügen von Malaysia Airlines in diesem Jahr entgangen. Eigentlich habe er in der Maschine sitzen sollen, die in der Ukraine abstürzte, sagte der Sportler niederländischen Medien. Doch weil ihm der Flug zu teuer gewesen sei, buchte der 29-Jährige kurzfristig einen anderen Flieger. Zudem hatte er auch den ersten Katastrophenflug der Fluggesellschaft im März nehmen wollen. Auch damals buchte der Niederländer nach eigenen Angaben kurzfristig um.