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Vom Bauerndorf zum Industriestandort

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Hainstadt. Vor allem an Fastnacht ist sie noch zu spüren, die Rivalität zwischen der Kernstadt Buchen und ihrem der Einwohnerzahl nach zweitgrößten Stadtteil Hainstadt. Aber sonst scheinen sich die Emotionen der Eingemeindung längst gelegt zu haben. "Es war sicher keine Liebeshochzeit", erinnert sich Ortsvorsteher Bernd Rathmann beim Rundgang durch das Dorf im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. "Aber in den 40 Jahren sind wir immer mehr zusammengewachsen." Bernd Rathmann ist seit dem Jahr 1989 Mitglied des Hainstadter Ortschaftsrats. 1996 hat er "die Gelegenheit beim Schopf gepackt" und sich zum Ortsvorsteher wählen lassen. Seitdem er in Rente ist, kann er sich noch mehr für seinen Ort einsetzen. Und das tut er mit großem Engagement. Rathmann zeigt sich zufrieden mit dem, was in den vergangenen Jahren in Hainstadt geleistet wurde. Viele Straßen wurden renoviert. In die Sanierung von Schule, Kindergarten und Aussegnungshalle wurde kräftig investiert. Der Ortsvorsteher, der zugleich Fraktionsvorsitzender der CDU im Gemeinderat ist, führt durch eine Ortschaft, die sich ihrer Struktur nach sehr gut mit vielen selbstständigen Gemeinden im Land vergleichen lassen kann. Größter Arbeitgeber Mit der Firma Scheuermann und Heilig beherbergt Hainstadt, quasi mitten im Ort, den größten Arbeitgeber in Buchen. Im Gewerbepark, dem Sitz der ehemaligen Möbelfabrik Schifferdecker, haben sich zudem einige kleinere Unternehmen angesiedelt. Am Ortsrand produziert ein Werk von Braas-Monier Ziegel. "Zeitweise hatten wir fast 1000 Arbeitnehmer in Hainstadt", sagt Rathmann. "Wir haben uns von einem Bauerndorf zu einem echten Industriestandort entwickelt." Das Herz des Stadtteils, dort, wo Buchener-, Dürmer-, Hornbacher- und Bürgermeister-Keller-Straße sternförmig an einer prächtigen Marienstatue zusammenlaufen, gefällt dem Ortsvorsteher besonders gut. Die Häuser ringsum sind schön hergerichtet, zeigen teilweise ihre historischen Fassaden. Die Hornbacher Straße bezeichnet er, etwas ironisch, als "Einkaufsmeile von Hainstadt". Hier befinden sich Sparkasse, "Zuckerbeck" mit Bäckerei und Café, das Gasthaus "Schwanen" mit Metzgerei und Hotel sowie - unten an der Ecke - die Zweigstelle der Volksbank. Auch wenn es in Hainstadt keinen Supermarkt gibt, so ist es um die Nahversorgung der Bürger mit Dingen des täglichen Bedarfs gut bestellt. Kindergarten, Grund- und Hauptschule, Stadtbus- und Bahnanbindung machen Hainstadt für junge Familien durchaus attraktiv. Seit zwei Jahren steige die Nachfrage nach Bauplätzen im Dorf, sagt Bernd Rathmann. Allerdings mangele es derzeit an städtischen Bauplätzen. Zehn bis zwölf sollte die Stadt in der nächsten Zeit ausweisen, denn sie werden dringend benötigt. Wie in vielen anderen Ortschaften findet man auch in Hainstadt Leerstände, zum Beispiel gegenüber der Volksbank das ehemalige Postgebäude. Oder das sogenannte Armenhaus, das vor mehr als 100 Jahren ein kinderloser Landwirt der Gemeinde Hainstadt schenkte, damit sie dort mittellose Bürger unterbringen konnte. Der Rundgang durch den Ort führt weiter am Schloss vorbei, wo 66 Jahre lang die wohl beliebteste Bürgerin Hainstadts wohnte: Freifrau Edith Rüdt von Collenberg. Die Ehrenbürgerin starb 2005, ihre Tochter verkaufte Schloss und Wald im Jahr 2011 an den Heidelberger Manager Dr. Bernd Scheifele. "Wir sind sehr zufrieden mit den Scheifeles", betont Rathmann. "Sie investieren sehr viel Geld und Arbeit in das Schloss und kommen oft nach Hainstadt, um sich vor Ort einen Eindruck vom Stand der Dinge zu machen." Bernd Rathmann lobt besonders die Dorfgemeinschaft. Die Hainstadter helfen mit Muskelkraft, wenn es zum Beispiel einen Spielplatz für den Kindergarten anzulegen gilt, aber auch mit Spenden, wie für das Glasdach an der Aussegnungshalle, den Bau des kürzlich eingeweihten Lebenshilfe-Zentrums oder die Errichtung einer Flurkapelle. Ausgeprägtes Vereinsleben Wenn Unterstützung benötigt wird, sind viele Bürger zur Stelle und beweisen ehrenamtliches Engagement. Das Vereinsleben ist ebenfalls ausgeprägt. Mehr als 20 Vereine - von Sportvereinen, über Musik- und Gesangsvereine, die Feuerwehr, bis hin zum Altenwerk - in Hainstadt ist für jeden Geschmack etwas geboten. Der Lieblingsplatz des Ortsvorstehers befindet sich nicht - wie man vielleicht vermuten würde - an der Mariensäule im Zentrum und auch nicht im idyllischen Schlosspark. Das Ensemble von Kirche, Pfarrscheune und Friedhof gefällt dem 64-jährigen Vorsitzenden des Kirchenchors am besten. Die große Pfarrwiese werde immer wieder für Feste genutzt. Rathmann: "Hier ist man im Grünen und doch mitten im Ort. Hier fühle ich mich wohl."

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