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US-Präsident Obama will die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zerstören. Das geht nur, wenn die US- Armee die Extremisten auch in Syrien angreift. Damit käme sie möglicherweise der Regierung in Damaskus zu Hilfe.
Die USA haben lange gezögert, die gemäßigte Opposition im syrischen Bürgerkrieg aufzurüsten. Doch die militärischen Erfolge der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) lassen Washington kaum eine andere Wahl. Die US-Luftwaffe soll auch in Syrien Angriffe gegen die Extremisten fliegen. Fragen und Antworten zur Lage in Syrien und möglichen Auswirkungen auf das Land:
Warum muss der IS auch in Syrien bekämpft werden?
Die IS-Terrormiliz ist mittlerweile die stärkste Kraft im Land neben dem syrischen Regime. Mehrere Zehntausend Mann kämpfen für sie. Die Terrormiliz beherrscht im Norden und Osten Syriens riesige Gebiete - insgesamt etwa rund ein Drittel der Landesfläche. Zuletzt haben die Extremisten einen bedeutenden Sieg errungen, als sie im Nordosten von der Armee den strategisch wichtigen Militärflughafen Al-Tabka eroberten. Längst gilt für die Terrormiliz die alte Grenze zwischen Syrien und dem Nachbarn Irak nicht mehr. Waffen und Kämpfer können sie ungehindert passieren. Und in Syrien finden die IS-Anhänger auch sichere Rückzugsräume für den Kampf im Irak.
Wie ist die militärische Lage im Land?
Nach dem Sieg in Al-Tabka konzentriert sich die IS-Terrormiliz nun auf die nordsyrische Metropole Aleppo, die sie von Nordosten her attackiert. Im Norden der Stadt verläuft eine lebenswichtige Versorgungsroute der gemäßigteren Rebellen in die Türkei. Sollte der IS sie kappen können, wäre das für die konkurrierenden Regimegegner ein schwerer Schlag. Von einem Verlust Aleppos dürften sie sich kaum erholen. Sie werden dort gleichzeitig von Truppen des Regimes attackiert, die sie von Süden her unter Druck setzen.
Was bedeuten Obamas Pläne für die Freie Syrische Armee?
Die Freie Syrische Armee (FSA) ist mit dem oppositionellen Bündnis Nationale Syrische Koalition verbunden. Sie wird vom Westen anerkannt und unterstützt. Im Bürgerkrieg ist die FSA in den vergangenen Monaten jedoch in die Defensive geraten. Zugleich gibt es intern immer wieder Konflikte um die militärische Führung. Ihre Hochburgen hat die FSA vor allem im Norden des Landes.
Noch ist allerdings unklar, in welchem Umfang die USA die gemäßigten Rebellen aufrüsten. Vieles spricht aber dafür, dass die FSA der größte Profiteur sein könnte. Fast alle anderen wichtigen oppositionellen Gruppen vertreten nämlich radikal-islamische Positionen - wie zum Beispiel die Al-Nusra-Front, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbunden ist.
Könnten US-Luftangriffe in Syrien das Assad-Regime stärken?
Durch die militärischen Erfolge der IS-Terrormiliz ist der Druck auf das Regime von Präsident Baschar al-Assad gestiegen. Es hat deshalb dem Westen die Hand ausgestreckt - und Washington gleichzeitig vor eigenmächtigen Luftschlägen gewarnt. Die USA und ihre Verbündeten lehnen jedoch jede Zusammenarbeit mit Damaskus ab, weil sie Assad für die blutige Eskalation des Bürgerkriegs verantwortlich machen.
Sollte die US-Armee die IS-Extremisten zurückdrängen können, würde davon aber auch das Assad-Regime profitieren, weil es möglicherweise verlorenes Gebiet wieder einnehmen könnte. Sollte die Aufrüstung der gemäßigten Opposition nicht den gewünschten Erfolg haben, könnte Assad am Ende als lachender Dritter aus dem Konflikt hervorgehen.