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Das Schreckensszenario: Blackout – nichts geht mehr

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Wenn nach einem Unwetter das Licht ausgeht, müssen eingespielte Teams die Störung in den Stromnetzen beheben. Im deutsch-tschechischen Grenzgebiet übten Experten für diesen Fall. Der Blackout blieb aus. Nach rund zwei Stunden hatten die Monteure die gerissene Hochspannungsleitung auf dem Kamm des Erzgebirges in die Tschechische Republik notdürftig geflickt. Das war allerdings kein echtes Schreckensszenario, sondern eine Übung: Der Berliner Stromnetzbetreiber 50 Hertz und sein tschechischer Partner CEPS trainierten gestern im Grenzgebiet von Sachsen und Böhmen den Krisenfall. Für die rund 200 Akteure gab es am Ende ein dickes Lob. "Deutsche und tschechische Behörden haben gut miteinander kommuniziert. Es war ein Riesen-Riesen-Erfolg", sagte Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50 Hertz, in Hora Svateho Sebestiana. Baumstämme auf den Wegen Auf dem Übungsgelände schien die Sonne. Das Drehbuch der Krisenübung hingegen sah einen heftigen Sturm nach langer Dürre im August vor, dazu Gewitter, einen vom Blitzschlag ausgelösten Waldbrand und europaweit Störungen in den Stromnetzen. In dieser Situation drohte der Blackout, ein großflächiger, totaler Stromausfall - Auftakt für den Einsatz der Experten. Ein Helikopter kreist über dem Gebiet. Die Informationen fließen von dort an das gemeinsame Einsatzzentrum der deutschen und tschechischen Polizei im nahen Petrovice und weiter in die Einsatzstäbe. Das Technische Hilfswerk beseitigt mit Motorsägen Baumstämme auf den Zufahrtswegen. Die Polizei sperrt ab. Ein herrenloser Sack wird von Spürhund Caspar auf Sprengstoff untersucht und schließlich gesprengt. Jetzt können die Feuerwehren anrücken - aus einem nahen Wäldchen quillt dicker Rauch. "Ein Flächenbrand, der sich zu einem Hochbrand entwickelt", so eine Stimme aus dem Hintergrund. Auch ein Hubschrauber hilft löschen. Erst nachdem die Gefahren beseitigt sind, kommen die Monteure für die Stromleitung zum Zug. "Dieses Zusammenspiel der Behörden und Einsatzkräfte ist wichtig", betonte Schucht. Denn oft gehe nach Unwettern wertvolle Zeit verloren, weil die Wege für die Einsatzteams nicht geräumt seien. Die deutschen und tschechischen Behörden hätten sich bei der Vorbereitung gut kennengelernt. "Schon deshalb war die Übung ein Erfolg." Ein Blackout hingegen sei in Wirklichkeit eher unwahrscheinlich, räumte Schucht ein. Wenn nur diese eine Kuppelleitung in die Tschechische Republik gestört sei, würden die Menschen vermutlich nicht einmal etwas merken. "Aber unmöglich ist er nicht", sagte Schucht und erinnerte an Orkan "Kyrill" von Januar 2007, als 20 bis 30 Kilometer Leitung zerstört gewesen seien. Oder an jenen Zwischenfall 2006, als in Millionen Haushalten in Westeuropa die Lichter ausgingen. Der Grund damals war die geplante Durchfahrt eines Kreuzfahrtschiffes auf der Ems unter einer abgeschalteten Starkstromleitung. Wenn es allerdings einmal zu Störungen vieler Netze käme, dann könne ein solcher Blackout laut Schucht durchaus eintreten. "Und dann wären Millionen Menschen betroffen in einem viel größeren Gebiet als nur Sachsen." In der Wirklichkeit könne ein solcher Einsatz, wie in der rund zweistündigen Übung durchgespielt, bis zu zwei Tage dauern, hieß es. Übrigens müssen die Monteure auch bei den im Notfall errichteten Hilfsgerüsten ganze Arbeit leisten, wie Jörg Hennersdorf vom LTB Leitungsbau in Dresden sagte. "Manche von ihnen stehen später Wochen, Monate oder auch Jahre."

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