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Erste Flüchtlinge sind eingezogen

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Krautheim. Zwei Kleinbusse brachten am Dienstag acht syrische und sechs pakistanische Flüchtlinge in die Birkenallee in Krautheim, wo sie während der nächsten Monate leben sollen. Manche Anwohner haben diesen Tag nicht gerade herbeigesehnt. Viele sind wütend, dass die Unterbringung der Flüchtlinge so schnell über die Bühne ging und kaum Zeit blieb, sich auf die Neuankömmlinge einzustellen. Andere stören sich daran, dass es sich überwiegend um junge Männer handelt. Sie haben die Sorge, diese könnten die anwohnenden Frauen belästigen. Entsprechend angespannt war die Stimmung bei einer Versammlung am 27. Februar, in der Bürgermeister Andreas Köhler und zwei Beamte des Landratsamtes Künzelsau die Anwohner über die Hintergründe informierten und - vergeblich - versuchten, die Wogen zu glätten (die FN berichteten). Widerstand der Anwohner Auch Bürgermeister Köhler hatte die Unterbringung der Asylbewerber nur zähneknirschend akzeptiert. Im August 2012 hatte das Landratsamt Künzelsau die Gemeinden im Hohenlohe-Kreis aufgefordert, Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber zu nennen. Im Herbst vergangenen Jahres reagierte der Bürgermeister: Er bot den Behörden ein ehemaliges Schulgebäude in Oberginsbach an. Die dortige Heizungsanlage hätte jedoch repariert werden müssen, so dass eine zeitnahe Unterbringung nicht möglich war. Am 13. Februar erfuhr der Krautheimer Bürgermeister von der Vermietung des Anwesens in der Birkenallee an das Landratsamt. Am 18. Februar informierte er den Gemeinderat. Nach Ansicht vieler Bürger hat Köhler zu viel Zeit verstreichen lassen, bevor er die Bewohner in Kenntnis setzte. Der Bürgermeister kritisierte seinerseits im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten, vom Landratsamt nur unzureichend informiert worden zu sein. In einem Text im Amtsblatt Krautheims gab der Bürgermeister an, noch am Tag nach der Informationsveranstaltung Landrat Dr. Matthias Neth schriftlich gebeten zu haben, den Einzug der Asylbewerber um vier bis sechs Wochen zu verzögern und ihre Zahl auf 20 zu begrenzen. Zumindest Ersteres wurde offenkundig verweigert. Die Bemühungen Köhlers haben die Krautheimer kaum besänftigt. Sie habe das Gefühl, "dass meine Nöte und Ängste weder vom Bürgermeister noch von den Herren des Landratsamtes überhaupt ernst genommen wurden", schrieb eine Bewohnerin der Birkenallee in einem Leserbrief an die FN. Eine andere Anwohnerin schrieb einen Brief an den Kreistag. Aufruf zur Mitarbeit Die Gemeinde und das Landratsamt stehen nun vor der Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es keine Konflikte mit den Anwohnern gibt. Bürgermeister Köhler hatte im Amtsblatt die Anwohner dazu aufgefordert, daran mitzuarbeiten, dass die "nachvollziehbaren Sicherheitsinteressen" der Bürger berücksichtigt und die Flüchtlinge unterstützt werden. In den nächsten Wochen plant er, bestimmte Anwohner darauf anzusprechen. Langfristig sieht Köhler vor, zusammen mit der katholischen Seelsorge einen Arbeitskreis zu gründen, der das Zusammenleben mit den Neuankömmlingen regeln soll. Pfarrer Armin Bauer, bot an, dass sich die Asylbewerber im evangelischen Gemeindezentrum, das gegenüber des Anwesens liegt, aufhalten könnten, um Deutsch zu lernen. "Es müsste nur organisiert werden, dass jemand die Verantwortung für den Schlüssel trägt", sagte er. Derzeit ist nicht geplant, weitere Flüchtlinge in die Birkenallee 6 einziehen zu lassen. Das kann sich jedoch schnell ändern. "Ob die Landeserstaufnahmeeinrichtung weitere Flüchtlinge zuweist, werden wir erst am Anfang des nächsten Monats erfahren", sagte Rudi Schmidt vom Landratsamt in Künzelsau. Gemeinderat Thomas Dubowy zufolge wollen die einige Bürger durch einen unabhängigen Juristen prüfen lassen, ob die Unterbringung der Asylbewerber zulässig sei.

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