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„Wir sind eine Art öffentlicher Dienst“

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Spaniens künftiger König, Felipe VI., hat sich gründlich auf sein Amt vorbereitet. Er hat an Universitäten und Militärakademien studiert und seinen Vater unzählige Male vertreten. Und er kann sich ein Omelett braten. Er spricht fließend Spanisch, Englisch und Französisch. Spaniens Thronfolger Felipe kann Hubschrauber fliegen und absolvierte Offizierslaufbahnen im Heer, in der Luftwaffe und der Marine. "Er wird eines Tages der am besten vorbereitete König Spaniens sein", sagte sein Vater, König Juan Carlos (76). Jetzt kommt der Moment, auf den sich der 46 Jahre alte Felipe vorbereitet hat. Heute unterzeichnet Juan Carlos seine Abdankung, morgen wird der Sohn im Parlament feierlich zum König Felipe VI. proklamiert. Er wird dann der jüngste Monarch in Europa sein. Um für das Amt gewappnet zu sein, unternahm er als Kronprinz fast 200 offizielle Reisen in 60 Länder. In Lateinamerika vertrat er Spanien beim Amtsantritt von 69 Staatspräsidenten. Raus aus der Image-Krise Seine Aufgabe war nicht immer leicht: Felipe musste seine Rolle selbst erfinden; denn in der Verfassung steht nicht, was ein Thronfolger zu tun hat. Sein Amt als König dürfte ungleich schwerer sein. Felipe soll das Königshaus aus der Image-Krise herausführen und ihm zu Popularität verhelfen. Felipe sieht seine Aufgabe darin, ein Diener seines Landes zu sein. "Wir (die königliche Familie) sind eine Art öffentlicher Dienst, der an jedem Tag und zu jeder Stunde dem Land zur Verfügung stehen muss", sagte er. Nach seinem Verständnis müssen der König und die Mitglieder des Königshauses stets mit gutem Beispiel vorangehen und in der Öffentlichkeit ein gutes Bild abgeben. Er hat kein Verständnis für das Verhalten seiner Schwester Cristina und deren Mann Iñaki Urdangarin, gegen die die Justiz wegen eines Finanzskandals ermittelt. Von Felipe wurde nur ein "Akt der Aufsässigkeit" bekannt: Er setzte sich am Hof damit durch, die Fernsehjournalistin Letizia Ortiz zu heiraten. Sein Vater soll anfangs nicht davon begeistert gewesen sein, dass eine Bürgerliche, die zudem geschieden war, einmal Königsgemahlin werden sollte. Zuvor war der Prinz mit dem Gardemaß von 1,97 Meter mit zwei früheren Freundinnen, der Spanierin Isabel Sartorius und der Norwegerin Eva Sannum, daheim auf Ablehnung gestoßen und hatte sich dem Veto des Vaters gefügt. Glücklich fern vom Hof Mit seiner Geburt am 30. Januar 1968 hatte Felipe seine älteren Schwestern Elena und Cristina in der Thronfolge überholt, weil nach spanischem Recht Männer Vorrang vor Frauen haben. Seine erste große Lehrstunde erlebte er am 23. Februar 1981: Als aufständische Militärs einen Staatsstreich gegen die junge Demokratie inszenierten, holte Juan Carlos den Sohn in sein Arbeitszimmer. Dort erlebte der 13-Jährige mit, wie der König im Kreis engster Vertrauter den Putschversuch zum Scheitern brachte. Nach dem Abitur besuchte Felipe eine Schule in Kanada, studierte Jura in Madrid und internationale Beziehungen in Washington. Nach Informationen der Zeitung "El País" war das Studentenleben in den USA - fernab vom königlichen Hof - die bis dahin glücklichste Zeit im Leben des Prinzen. In seiner Studentenwohnung lernte er auch, sich eine "tortilla española" (Omelett mit Kartoffeln) zu braten. Atlético statt Real Madrid Der neue König ist ein gewissenhafter und nachdenklicher Mensch. Ihm fehlen der Charme und der Witz seines Vaters, aber er gilt als guter Zuhörer. Er bereitet sich gründlich auf Termine vor und überlässt nichts der Improvisation. Bis zur Heirat mit Letizia wurde er zuweilen als steif und langweilig empfunden. Letizias Einfluss sorgte jedoch dafür, dass Felipe offener, umgänglicher und fröhlicher erschien. In der Politik wahrt er parteipolitische Neutralität. Im Fußball dagegen gab er sich als Anhänger von Atlético Madrid zu erkennen. Dies ist ungewöhnlich, denn Lokalrivale Real führt die Krone im Wappen. Anders als sein Vater hält Felipe nichts von Jagd und Stierkampf. Der neue König wird auch nach seinem Amtsantritt mit Letizia, mit der er seit zehn Jahren verheiratet ist, sowie den Töchtern Leonor (8) und Sofía (7) in dem Palast wohnen, der für ihn auf dem abgeschirmten Gelände des Zarzuela-Palasts in der Nähe der Residenz der Eltern errichtet wurde. Er wird wie bisher morgens zum nahen Palast fahren, dort aber nicht mehr im kleinen Büro des Kronprinzen seines Amtes walten, sondern im großen Arbeitszimmer des Monarchen. Politische Macht erhält Felipe mit seiner Krönung aber nicht.

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